Text: Pierroz – Alfred Koller
Magazin Vitaltransformer, Kettenreaktion, 29.10.2016
Art Campus Attisholz bei Solothurn
Den Olymp frech in die Postmoderne gepimpt: Eine das Projekt Minotaurus ergänzende Neon-Lichtinstallation und Performance von Pedro Meier
Es wird mir ein unvergessliches Erlebnis in der Erinnerung sein, dass ich für den Künstler Pedro Meier an der Entstehung dieser antiken Kultstätte auf dem Areal von dieser Fabrikruine Attisholz tatkräftig mitbeteiligt war. Als sein zweiter Assistent (den Ersten, Jury G. Fürst, lernte ich erst ganz am Schluss an der Olymp-Performance kennen), arbeitete ich bereits ganz am Anfang von diesem Minotaurus-Projekt für Pedro mit und half zb. diese rätselhaften Cocons zu binden und sie dann in der dort vorgefundenen Gruft aufzustellen.
Beeindruckt hat mich Pedro durch seine spielerische Leichte, wie er mit Konzept und Thematik umgeht. Seiner natürlichen Beziehung zur Postmoderne und seinen klaren Vorstellungen, Imaginationen, logischen Ideenketten und deren Umsetzung. Was ich auch sehr wohltuend finde ist die Prise Humor, die in seinen Arbeiten steckt und die zu geniessen es sich lohnt, falls der Kunstbetrachter den dafür von der Natur grundsätzlich angelegten Geistesfunken in seinem auf Hochglanz polierten Kunsthirn nicht weggeschliffen hat.
Pedro’s Kultplatz der Antike indes wuchs und wucherte auf dem ArtCampus. Es wurden Stimmen vernehmlich, die folgende süssen Melodien spielten: „Dieser alte, dicke, glatzköpfige und permanente Asientourist Meier sei zu „laut“ mache zu viel Wind…“ Dies führte dazu, dass die allwöchentlichen Führungen für Sponsoren und Interessierte alsbald etwas beschämt, eine gewisse Sicherheitsdistanz einnehmend an dem Minotaurus, diesen negierend, vorbeiführten.
Solcherlei Techtelmechtel konnte den alten Kämpfer aber in seinem Tun nicht im geringsten verunsichern und diesen beinah zeushaft zu bezeichnenden ungestümen
Energiefluss hat der Fotograf Mike Wolff sehr schön in seinem Beitrag „…restless, restless“ beschrieben.
Ich stiess dann erst wieder gegen ende der Projektarbeit hinzu, wo u.a. der Ariadne-Faden bereits sich rot durch die Stätte schlängelte. Pedro wollte jetzt noch im oberen Stockwerk des ehemaligen Säurehauses, wo bereits die Tagebuchblätter des Zeus lagen (beschrieben mit einer für uns unsichtbaren Schrift), ihm dem Göttervater seinen Olymp zum Strahlen bringen und so stand ich schon bald mit Elektrowerkzeug an einem Arbeitstisch in Pedro’s Atelier in Niederbipp und montierte Neonleuchten auf Gipserlatten, die wir dann auf dem Olymp möglichst frei und beweglich anordnen wollten.
Die Illumination, das war klar müsste durch eine Performance geschehen und so stiess der Audiokünstler Paradox Six zu unserem Team und mit ihm einigte sich dann Pedro auf eine Choreographie, wobei die Beiden sehr darauf achteten, dass sich die einzelnen Elemente, die da mit im Spiel waren, sich ineinander verschränken und eine Einheit bilden.
So war dann das Licht des Olymp durch ein Lichterschlange mit Pedro, die er sich in den Hosenbund schob (was zu zwei Kurzschlüssen und Stromausfällen auf weiten
Teilen des ArtCampus führte) verbunden und dann wiederum als Sprecher der Urlaute aus dem Tagebuch des Zeus akustisch wiederum mit der Klangwolke des Audiokünstlers und so weiter und so
fort….
Aber das wird jetzt alles ein wenig zu kompliziert zum Beschreiben, deshalb schaue man sich doch für ein tieferes Verständnis den von meinem Asisstentenkollege Jury
(unter strengster Aufsicht des Meisters) gemachten Video an, da ist alles prima dokumentiert.
http://16.kettenreaktion.jetzt/blogadmin/pedro-meiers-neuinszenierung-der-antike/
Text: Pierroz – Alfred Koller
Magazin Vitaltransformer, Kettenreaktion, 17. September 2016
Art Campus Attisholz bei Solothurn
Es waren zwei sonnige, heisse Nachmittage im Zellulosefabrik Areal, wo Pedro Meier und ich als sein Assistent, auf dem sich nach vorne beinah ins Unendliche öffnenden Korridor neben dem Säurehaus arbeiteten.
Pedro fuhr, clever wie er alle Dinge angeht, mit seinem Hundefänger (so nenne ich diese kleinen Combos), gleich neben die geplante Minotaurus-Szenerie.
Wir richteten uns dort einen kleinen Werkplatz ein, um ein paar Cocons anzufertigen, die wir dann im Suterrain (Katakomben) vom Säurehaus aufzustellen gedachten. Die Arbeiten gingen flott voran, Pedro hatte bei sich Zuhause schon mal einen Cocon-Prototyp gemacht, alles funzte und wir harmonierten, als wären wir schon jahrelang zu zweit am Werkeln.
„Coccons“
Was Pedro mit seinem Minotaurus für Absichten hegt und wie da eine Verknüpfung mit dieser Industriebrache zu denken ist und was die griechische Mythologie hier zu schaffen oder ob der Minotaurus nicht doch eine postum entdeckte Dinosaurier Art ist oder was: ich habe mir da nicht unnötig den Kopf zerbrochen und das war gut so.
Auf seine gediegen spielerische und humorvolle Art, erläuterte mir Pedro seine Absichten und die gingen dahin, dass er nicht eine fertige Sache da hineinpfeffern will die man dann zu checken hat, sondern dass er eine Szenerie schaffen möchte, wo was passieren kann, indem Fragen offen im Raum stehen, geschaffen durch eine Situation die eben Fragen generiert.
»Der Rote Ariadnefaden verschwindet im Labyrinth«
Darum kann nicht mit Sicherheit gesagt werden was in diesen Cocons drin ist und warum an der einen Wand der Katakombe Namen von Heldenfiguren aus der griechischen Mythologie mit farbiger Kreide geschrieben stehen. Weshalb an der hinteren Wand eine Art Grabbeleuchtung mit einer Fackelreihe angedeutet ist und dort, was den Vogel dann wohl endgültig abschiesst, noch ein mit „weiss der Deubel was“ gefüllter Kartoffelsack hängt.
Pedro lässt seinem Werk die Freiheit sich einen eigenen Weg zu erfinden. Diese Freiheit der Interpretation, die natürlich auch den Anstoss zu einer Auseinandersetzung beeinhaltet, teilt er mit den Betrachter*innen seiner Arbeiten.
Sie werden Teil des Prozesses, gestalten das Werk mit, es wächst und transformiert sich und stirbt wenn’s gut läuft vielleicht nie den Tod der Vollendung.
Bilder: © Pedro Meier Artist Studio
Text - Mike Wolff
Art Campus Attisholz bei Solothurn
Magazin Vitaltransformer, Kettenreaktion, 23. September 2016
„ Follow me „…I receive my orders in the most assertive and commanding fashion which I have gotten used to by now. As I attempt to keep pace with the enigmatic man in front of me, I have no time to tell him to slow down. Carrying my heavy equipment through the dusty courtyard, yet again I find myself wondering where Pedro get his relentless drive from. „Hurry up “ he directs me again: I have no time to contemplate further. “ we need to hurry up before the sun goes down“ he insists yet again, making agitated gestures, as to translate his sentence into an alien sign language just to make sure I understood correctly.
Pedro Meier is the man I get to visit today again. An artist I have met and debated with many time over the last weeks. A man I learned to admire for all he does and stands for. As such i feel honoured and thrilled to be witnessing his progress on the Zellulose Art Campus yet again for another fine instalment, or shall we say extension rather, to his perfomance installation Minotaurus which he created and crafted for us in this almost post apocalyptic setting of the old acid chambers.
As we arrive on the second floor of the rooms which used to store the liquid of death and decay for the the old Zellulosefarbik, Pedro stands tall against the late afternoon sun. Overviewing his work, blank a3 Sheets of paper spread across the floor sporadically, and his shadow announcing the masters presence in the room in the most dramatic fashion. Standing Enigmatically, a fountain of energy, Pedro stands in this contrasty lighting. I feel honoured to be at Pedros side again, and to have a very private view of his work.
Halas, I have no time to rest, or even ask about the aspects of his work, as Pedro convinces me “ Mike, …In front of You i present the diaries of Zeus“ …speechless I look into the room and am quietly shaken by the simplicty and yet striking modification he as achieved by laying out the empty pages across the room. Pedro reiterates with a certainty that I seldomly come across. There is no question in my mind that he stands correctly with his work, and furthermore that this is the right location and the right time to create the Minotaurus project.
As such, I add this visit to my note book of very memorable ones, …with the three letters next to it t.b.c ( To be continued ). Thank you Pedro for another fine hour ….